Also, Japan diesmal. Land der aufgehenden Sonne. Heimat von Pokemon. Kaiserreich der Kirschblüten. Nation der Ninjas. Brutstätte der Samurais. Sterbeort von Jesus. Weltmeister im Fischfuttern.
Ein einziger Spagat zwischen Tradition und Moderne. Ein Fest für die Sinne, ein teurer Spaß für den geneigten Analogfotografen.
Erster Stopp: Kyoto. Alte Kaiserstadt und Hauptstadt. Zum Glück der großen Bombe entgangen. Und dort schnell nach den Kirschblüten schauen – sind sie noch in voller Blüte, oder kommen wir zu spät? Glück gehabt, ein paar Blühen noch in voller Pracht. Immer den Heerscharen chinesischer Touris hinterher.
Anlässlich der Sakura (Kirschblüte), die in Japan den Start des Jahres und den Aufbruch symbolisiert, ist Picknick im Park (unter Kirschbäumen) ein beliebter Zeitvertreib. Der geneigte Local lötet sich bei der Gelegenheit gerne einen rein. Sehr amüsant zu beobachten.
Zu den berühmten (angeblich ca. 10.000) Torbögen von Fushimi Inari Taisha sind wir schon um 6 Uhr losgeradelt. Es wird nämlich schnell sehr voll mit Touris. Schließlich wollten wir noch 1-2 Fotos menschenleer ergattern. Tausend Mal gesehen, und doch ein absolutes Spektakel. Hier übrigens ein Marco-Polo-Insider-Tipp: wer die Torbogen menschenleer sehen möchte, einfach mal 45 Minuten den Berg hochlatschen. Da gibts nämlich auch noch Torbgögen. Und soweit kommt die normale Tourbuskolonne gar nicht.
Die Schriftzeichen auf den Torbögen enthalten übrigens nichts Spirituelles, sondern – ganz profan – die Namen der Sponsoren der jeweiligen Torbögen.
Die Suche nach Geishas oder auch nur Frauen in Kimonos erwies sich als schwierig. Eigentlich immer handelte es sich um verkleidete chinesische Touris. In der Kyotoer Altstadt hatten wir schließlich Glück und erwischen ein japanisches Brautpaar beim Fotoshooting. Nun ja, ein halbes Brautpaar, aber dafür ist der Rest des Bildes „störfrei“.
Auch zum bekannten Bambuswald in Arashiyama ging es früh los – wieder zwecks Tourivermeidung. Klappte wirklich prima, auch wenn wir erstmal den falschen Zug erwischten. Wir waren unter den ersten 10 oder so. Der Wald kam uns eher kleiner vor als erwartet. Fest steht: Wind im Bambuswald hört sich wirklich toll an. (Und erinnert an den Film „Tiger & Dragon“).
Tempel-Overkill ist in Kyoto angesagt (wenn man nicht aufpasst). Es gibt nämlich einen ganzen Eimer voll davon. Einer der schicksten war unserer Ansicht nach der goldene Tempel. Kitschig aber in echt doch sehr beeindruckend.
Manch ein Tempel ist mit einem schicken Zen-Steingarten versehen. Hat irgendwas mit Meditation zu tun…schaut jedenfalls recht strukturiert und ordentlich aus. Das sind natürlich Eigenschaften, die das deutsche Herz höher schlagen lassen.
In Nara, unserem nächsten Stopp, wimmelt es von domestizierten Rehen. Sie sind überall, und lauern dem nichtsahnenden Touri sogar am Getränkeautomaten auf.
In Nara gibts sonst ein paar wirklich schöne Wanderungen im Grünen. Ach so, und Tempel natürlich auch.
In Koyasan, einem Ort in den Bergen und dem Ursprungsort des Shingon-Buddhismus, übernachteten wir in einem buddhistischen Kloster. Also, Schuhe aus, Kimono an und ab auf die Tatami-Matte. Bequemer als gedacht.
Im Ort gibt es einen Friedhof, dessen älteste Gräber bis ins 7. Jahrhundert zurückgehen. Ein guter Ort für einen Nachtspaziergang.
In einem Fischerdorf am Meer auf Kyushu trafen wir diesen freundlichen älteren Herrn mit seinem Hund. Tiefenentspannt war er mit Wauwau am Meer unterwegs – in schickem Outfit noch dazu. Die Welt scheint dort noch in Ordnung zu sein – bis auf die latente Angst vor Tsunamis, jedenfalls wenn die Schutzwalle und Wellenbrecher im Hintergrund ein Indikator sind.
Das ruhige Fischerdorf lud in der tief stehenden Nachmittagssonne bei etwa 22 Grad zum Entspannen ein.
In Takachiho ist dieser Udon-Nudel-Koch eine kleine Legende. Ein Ex-Läufer mit Marathon- und Ultralauf-Historie. Genau haben wir’s nicht rausbekommen, aber sein Restaurant ist zutapeziert mit Lauffotos, und er hätte sicher davon berichtet, wenn eine Verständigung mit uns Langnasen möglich gewesen wäre.
Frisch gestärkt gings in die hübsche Natur rund um Takachiho, u. a. zu einem schicken Wasserfall.
In Kurokawa Onsen, einer Art Kurort mit natürlichen heißen Quellen zum Baden („onsen“) macht man eigentlich nicht viel, wurde uns von Einheimischen nahegelegt: Im schicken Ryokan-Hotel entspannen, Kaiseki-Essen schlemmen und das heiße Naturbad genießen. Und zwar so lange, bis aus jeder Körperpore Schwefelduft entströmt.
Hierzulande würde man sowas wohl den „Wellness“-Stempel verpassen. Wellness und Entspannung waren an der Stelle auch wichtig. Denn danach ging es nach Tokio. 35 Mio Menschen, prallvolle Bahnen, Lärm, Neonleuchten, Gewimmel. Herrlich! Vorfreude!
Und in Tokio lief mir nach wenigen Minuten wie auf Bestellung dieser Typ mit seinem Manga-Comic vor die Linse. Klischee bestätigt, danke! (Vor allem an die Tokioter Verkehrsbetriebe für die zu den Kopfhörern farblich passende Bahn.)
Klischee Mundschutz? Auch bestätigt. Dient wohl dem Schutz vor Ansteckung (auch anderer).
Die Normalverteilung in der Tokioter U-Bahn: 2/3 der Passagiere daddelt, 1/3 schläft.
In einer richtig vollen U-Bahn ist es schwierig, zu fotografieren. Daher hier eine durchschnittlich volle Bahn als Entschädigung.
Ja, die bekannte Kreuzung von Shibuya ist wirklich voll. Angeblich überqueren teils über 1000 Fußgänger pro Grünphase die Kreuzung. Sie schaut in echt nur etwas kleiner aus als erwartet.
Platz gibts in Tokio generell wenig. Unser Hotelzimmer war mit 10 qm fast schon luxuriös groß. Manch einer geht da lieber in ein Kapselhotel – auch „Leichenhalle“ genannt. Zum Fußballspielen scheint nur auf dem Dach Platz zu sein.
Generell scheinen Dächer noch ein wenig Freiraum und Menschenleere zu bieten in Tokio. Natürlich geizt Tokio nicht gerade mit leuchtend-futuristischen Kulissen.
Es gibt aber auch traditionelle, urige Stadtteile und vor allem Lokale. Bissl was zu trinken, bissl was zu essen, Platz für ca 10 Leute – gemütlich. Man kommt meist sogar schnell ins Gespräch.
Manchmal gibts in diesen Lokalen auch…*RICHTIG*…Sushi!
Arrigato fürs reinschauen. : – )